Der Lichtmacher

„Ich gestalte Licht, so wie ein Bildhauer eine Skulptur gestaltet. Ob dabei Kunst herauskommt, das können andere entscheiden.“ Andreas Boehlke, Geschäftsführer der Hans Boehlke Elektroinstallationen GmbH, feiert in diesem Jahr 65-jähriges Firmenjubiläum

Dass „Licht machen“ mehr bedeutet, als nur den Schalter zu betätigen, erfuhr Andreas Boehlke bereits als Lehrling und Geselle in der elterlichen Elektroinstallationsfirma, die in diesem Jahr ihr 65-jähriges Bestehen feiert. Sein Großvater Hans Boehlke hatte das Berliner Traditionsunternehmen 1946 gegründet, das später Sohn Peter ins Messegeschäft führte, wo effektvolle, produktgenaue Beleuchtung nachgefragt und zu einem Hauptgeschäftsfeld wurde. Seit 30 Jahren ist Andreas Boehlke nun selbst in dritter Generation Geschäftsführer der Hans Boehlke Elektroinstallationen GmbH, geprägt von deren Tradition und einer mittlerweile 30-jährigen Erfahrung als Elektroinstallateur und Lichtdesigner. Fragt man ihn nach „dem richtigen Licht“, ist die Antwort sehr konsequent und ziemlich eindeutig: „Es gibt kein richtiges oder falsches Licht. Jeder Mensch empfindet Licht anders. Zu verschiedenen Tageszeiten sind unterschiedliche Lichtatmosphären nötig, die man schaffen muss – zum Arbeiten an einem Computer, zum Essen, zum Lesen, auf der Straße, in einem Geschäft oder Supermarkt, überall braucht man ein ganz bestimmtes Licht.“ Insofern empfindet sich Andreas Boehlke weniger als Lichtkünstler denn als Lichtgestalter: „Ich gestalte Licht, so wie ein Bildhauer eine Skulptur gestaltet. Ob dabei Kunst herauskommt, das können andere entscheiden.“ Das klingt eher bescheiden, ist es aber keineswegs, denn solch anspruchsvolle Projekte wie die Festbeleuchtung des Berliner Doms, Fassadenbeleuchtungen am Berliner Hauptbahnhof, am Alexanderplatz, am Zoofenster oder eine neue Lichtgestaltung für den Friedrichstadtpalast erfordern ein hohes Maß an Fachkompetenz sowie künstlerisches Einfühlungsvermögen. Aber auch Geschäftsbeleuchtungen wie für Kaiser’s, Leysieffer oder Tom Tailor werden von den Mitarbeitern der Firma nicht weniger engagiert umgesetzt. Vor 18 Jahren erhielt er die ersten Aufträge für die Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt, die heute fast 40 Prozent des Jahresumsatzes ausmacht. Mittlerweile gehören 25 Straßenzüge, etliche Fassaden, Plätze und Weihnachtsmärkte, auch in anderen Städten, zum weihnachtlichen Auftragsvolumen. Wer so viel Glanz in die Stadt bringt, muss auch ein besonderes Verhältnis zu ihr haben. „Für mich ist nicht die Frage, was kann Berlin für mich tun, sondern was kann ich für die Stadt tun.“ Mit diesem Satz outet sich der gebürtige Berliner nicht nur als Lokalpatriot, sondern auch als „Macher“ in bester mittelständischer Tradition. An einem Projekt hängt sein Herz in besonderer Weise: Gemeinsam mit Siegfried Helias und Dr. Bernd Andrich rief er das „Festival of Lights“ ins Leben, das alljährlich im Oktober zwei Wochen lang Berlin besonderen Glanz verleiht. Es begann anlässlich der Gründung der City Stiftung Berlin als Lichterfest im Oktober 2004 mit der Illumination des Dom-Aquarées und des Neuen Kranzler Eck am Kurfürstendamm. In Zusammenarbeit mit Birgit Zander und ihrem Team illuminiert das „Festival of Lights“ jedes Jahr im Herbst historische Wahrzeichen wie das Brandenburger Tor, den Funkturm oder Fernsehturm sowie markante Bauwerke wie die Oberbaumbrücke oder den Hauptbahnhof. Seit 2010 konzentriert sich die City Stiftung Berlin dabei vor allem auf die begleitenden Charity - Events. So umtriebig, wie Andreas Boehlke mit Licht unterwegs ist, bewegt er sich in über zwanzig Netzwerken. Ob als Vorstand in der City Stiftung Berlin oder Gründungspräsident im Lions Club Berlin-Meilenwerk. Auch das gehört zu seinem Plan: Nicht nur mit Licht schöne Bilder schaffen, ohne Kommunikation und partnerschaftlichen Austausch ist der Erfolg nicht garantiert – und alles nur halb so schön.

Reinhard Wahren
 

47 - Sommer 2011