Evolution des Lichts – Zukunft LED

Nun verschwindet also auch die 60-Watt-Glühlampe vom Markt. Wir informieren Sie über den aktuellen Stand und zeigen Ihnen, welche alternativen Leuchtmittel Sie in Ihrer Wohnung einsetzen können.

Einmal im Jahr, meist um den September herum, melden sich die Medien zu Wort und verkünden, dass es mit der guten, alten Glühlampe bald aus sei. 2009 traf es zunächst alle matten und alle klaren Glühlampen über 100 Watt; 2010 ging es dann den Lampen ab 75 Watt an den Kragen. Bis dahin kümmerte das den Verbraucher noch recht wenig, denn solch starke Leuchtmittel nutzt man eher selten im Haushalt. Doch dieses Jahr ist es auch vorbei mit „des Deutschen liebster Lampe“ – die 60-Watt-Glühlampe verabschiedet sich von der Bühne! Der Grund: Die häufig als „Birne“ bezeichnete Lampe verbraucht zu viel Energie. Nur fünf Prozent des aufgenommenen Stroms werden in Licht umgewandelt, 95 Prozent verpuffen ungenutzt als Wärme. Deshalb hat die EU beschlossen, die Glühlampe EU-weit bis 2012 durch effizientere Lichtquellen zu ersetzen. Die Vorreiter waren die Verbraucher „down under“ – es traf also auch Nicht-EU-Staaten. Australien kündigte als erster Staat bereits im Februar 2007 an, ab 2010 herkömmliche Glühlampen zu verbieten. Über Sinn und Unsinn dieser Verordnung haben von Beginn an die Lichtindustrie, Lichtplaner, Designer, Ärzte, Verbraucher, Umweltverbände und Händler heftig miteinander diskutiert. Findige Unternehmer erklärten die Glühlampe kurzerhand zum Heizmittel und verkauften den sogenannten „HeatBall“. Verbraucher horten Glühlampen und denken schon beim nächsten Auslandsurlaub daran, diese kistenweise nach Deutschland einzuführen. Längst haben auch Designer das Thema „Glühbirne“ für sich entdeckt und Leuchten entworfen, die der Birnenform huldigen, aber modernste LEDs enthalten. Dies gipfelte 2009 auf der Mailänder Lichtmesse Euroluce in Ingo Maurers jetzt schon legendärem „Euro-Condom“. Mit Hilfe eines dünnen Silikonüberzugs konnten klare Glühlampen in die damals schon verbotenen mattierten Lampen verwandelt werden. An dieser Stelle sollte allerdings erwähnt werden, dass nicht die Glühlampe als solche verboten wird; sie erreicht nur eine vorgeschriebene Energieeffizienzklasse für Haushaltsbeleuchtung nicht, die Jahr für Jahr strenger wird. Das betrifft auch viele Halogenlampen, mit Ausnahme derer, die die Energieeffizienzklasse C erfüllen. Hiermit wären wir schon bei der ersten alternativen Lichtquelle.

[Foto: Scott, Rich & Victoria]

Die Halogenlampe
Halogenlampen, die die Energieeffizienzklasse C aufweisen, dürfen weiterhin verkauft werden – doch ihre Tage sind gezählt, denn auch sie sollen in wenigen Jahren vom Markt genommen werden. Aufgrund ihrer warmen Lichtfarbe und der sehr guten Farbwiedergabe sind Halogenlampen sehr beliebt und können weiterhin gekauft werden. Eine gute Alternative für Glühbirnen-Fans sind klassische „Birnen“, in denen ein Halogenlämpchen steckt. Diese werden von allen namhaften Markenherstellern angeboten.

Die Energiesparlampe
Die ersten Energiesparlampen waren nicht gerade optimal, aber so ist das eben mit technischen Innovationen. Wollte man schnell mal auf die Toilette, so musste man erst einmal warten, bis das Licht nach wenigen Sekunden anging. Im Wohnzimmer erinnerte das grell-weiße Licht eher an eine südeuropäische Teestube. Und dann kamen noch negative Schlagzeilen wegen des darin enthaltenen Quecksilbers hinzu. Kurzum, das Image der Energiesparlampe hat gelitten – doch das ist Vergangenheit, denn wenn man nicht gerade die billigsten Modelle kauft, hat man eine große Auswahl an guten Energiesparlampen mit warmer Lichtfarbe, die sofort und flackerfrei starten und je nach Modell auch dimmbar sind. Und die „klassische“ Röhren- oder Spiralform wird zunehmend durch die beliebten „Birnen“-Formen ersetzt. Der große Vorteil ist natürlich ihr Energieverbrauch, denn ESL, wie sie abgekürzt werden, benötigen bis zu 80 Prozent weniger Strom als herkömmliche Glühlampen und werden längst nicht so heiß. Die richtige und kostenlose Entsorgung defekter Lampen übernehmen Wertstoffhöfe sowie viele Drogerie- und Baumärkte.
Lichtemittierende Dioden, kurz LED, können inzwischen problemlos für die Allgemeinbeleuchtung im Wohnraum genutzt werden. Sollen Glühlampen ersetzt werden, eignen sich LED-Lampen mit Schraubsockel, sogenannte „Retrofits“. Die hohen Anschaffungskosten von ca. 30 bis 40 Euro rechnen sich aufgrund ihrer hohen Energieeffizienz und langen Lebensdauer. Entgegen dem Irrglauben werden LED auch heiß, doch leitet ein Kühlkörper die Wärme im Innern ab, so dass die Lampe an sich nicht heiß wird. (Die Kühlkörper erkennt man bei manchen Lampen z.B. als Kühlrippen) Auch wenn die Lichtfarbe noch nicht an die einer Glühlampe herankommt und die hohen Preise den Verbrauchern Kopfschmerzen bereiten, gehört den LED im privaten wie im professionellen Bereich die Zukunft.
Zu guter Letzt seien noch OLED erwähnt, die organischen Leuchtdioden. OLED werden nicht als Nachfolger der LED gehandelt, sondern als sinnvolle Ergänzung. Denn die organischen Leuchtdioden sind flächige Lichtquellen, ganz im Gegensatz zu den punktförmigen LED-Lichtquellen. Mit OLED lassen sich hauchdünne Folien und Materialien zum Leuchten bringen. Somit steht Lichttextilien, -tapeten, leuchtenden Glasscheiben oder aufrollbaren Bildschirmen bald nichts mehr im Wege. Für den Heimgebrauch sind OLED noch nicht so erschwinglich – aber Forschung und Entwicklung arbeiten daran.


Emre Onur
[Magazin Licht+Wohnen]

49 - Winter 2011/12