Eine Großstadt ist der perfekte Ort für Schokoladengeschäfte: Der Stress! Die Nerven! Man muss sie beruhigen. Und wenn es schnell gehen soll, hilft Schokolade seit jeher zuverlässig. Im neuen Geschäft von Christoph Wohlfarth kann man nicht nur einkaufen, sondern auch zuschauen, wie die Verlockungen hergestellt werden. Im November hat er seine Schokoladenmanufaktur eröffnet. In dieser Zeit kann er sich vor Arbeit kaum retten. Denn einen Großteil des Jahresumsatzes machen Chocolatiers im Advent. Da braucht der Mensch Süßes für die Seele und vor allem besondere Geschenke. Wie Schokolade mit ein bisschen Salz verfeinert, Schokoladen-Blechbruch mit Maulbeeren oder Walnuss-Ingwer oder Aromablätter mit Tonkabohne.
Chocolatier Christoph Wohlfarth hat in Prenzlauer Berg seine eigene Schoko-ladenmanufaktur eröffnet [Fotos: © Wohlfarth Schokolade]
Christoph Wohlfarth war zuletzt Leiter der Schokoladenproduktion beim Berliner Schokoladenpionier Holger in’t Veld. Bei ihm hat er die legendären Salzstangen entwickelt, die er nun in seinem Geschäft als „Salzstäbchen“ anbietet: hauchdünn aus weißer Schokolade und in Milch- und Bitterschokoladenvariation. Sie schmecken süß und salzig – in perfekter Harmonie. Auch die unter Schokoladenkennern legendäre Schoko-Salami feiert in der Choriner Straße 37 eine Renaissance.
Der gebürtige Bremer ist mittlerweile Schokoladenexperte. Zuerst machte er eine Bäckerlehre: „Das war mir nicht kreativ genug.“ Also hängte er kurzerhand eine Konditorlehre im Café Hauptmeier in Bremen an, arbeitete unter anderem an den Dessertbuffets für das Weser-Stadion mit, schuf Eis-skulpturen – und war kreativ ausgelastet. Christoph Wohlfarth ist ein Mensch der Wissbegierde und Genauigkeit: „Danach habe ich das Fachabitur für Ernährung und Hauswirtschaft gemacht.“ Und schließlich ein Jahr lang im Berliner Restaurant VAU gearbeitet, zuletzt als Chefpatissier. Um den Start seines Unternehmens finanziell zu stützen, beliefert Wohlfarth bundesweit 30 Läden mit seinen Spezialitäten. Im kommenden Jahr will er die beliebte Schoko-Schallplatte zusätzlich als Mini-Platte ins Programm nehmen. Die Scheibe aus Schokolade wurde Anfang des 20. Jahrhunderts erfunden und übersteht – wenn sie nicht schon vorher aufgegessen wird – vier bis fünf Mal Abspielen auf einem alten Plattenspieler. „Hören, knacken, essen!“, empfiehlt der Experte lächelnd. Jede LP hat ein Lied, darunter „Mein kleiner grüner Kaktus“ und, unverzichtbar, Trude Herrs Evergreen „Ich will keine Schokolade“. Die Salzstäbchen gibt es demnächst auch in Japan. Made in Berlin.
Silvia Meixner