Autofrühling

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie denken fast die Hälfte der befragten Autofahrer daran, sich noch in diesem Jahr ein neues Auto zu kaufen. Und das, obwohl in Deutschland die Benzinpreise derzeit so hoch sind wie noch nie. Woher die starke Autoaffinität rührt, ist angesichts ungünstiger Wirtschaftsprognosen ziemlich fragwürdig. Doch scheinen auch unsichere Zeiten das Bedürfnis nach persönlicher Mobilität mitnichten zu beeinträchtigen. Im Gegenteil: Das Auto scheint mehr denn je mit dem Wunsch nach Unabhängigkeit, Freiheit und Spaß in Verbindung gebracht zu werden. Gute Voraussetzung für einen Autofrühling. Da kommt der Genfer Autosalon als erste große europäische Automesse im Jahr gerade recht. Denn die Schau steht ganz im Sinne von Sportlichkeit und Fahrvergnügen.

Für Audi gehört zwar die sportliche Attitüde ohnehin zum Konzept, doch gibt es bei diesem oder jenem Modell immer noch eine entsprechende Steigerung. So auch beim A1. Der gerade mal vier Meter lange kleinste Audi wird ab etwa Mitte 2012 auch als beeindruckende Allradversion zu haben sein. Mit 256 PS schafft es der A1 Quattro in 5,7 Sekunden von null auf Tempo 100. Seine Höchstgeschwindigkeit wird mit 245 Kilometern pro Stunde angegeben. Der Durchschnittsverbrauch beträgt etwa 8,5 Liter. Durch die Kraftübertragung auf alle vier Räder verbessert sich die Straßenlage, gegenüber dem A1 erheblich, vor allem in Kurven. Sollte doch mal ein Rad durchdrehen, bremst es die elektronische Differenzialsperre ab. Rundherum ist beim Audi A1 Quattro alles auf sportiv-stylisch getrimmt: unter anderem 18-Zoll-Breitreifen serienmäßig, weiße Felgen, Sportauspuff, Karosserie in Gletscherweißmetallic, abgedunkelte LED-Scheinwerfer, Sportsitze, weiße Instrumente und Alu­Applikationen. Abgesehen von den vielen sportlich anmutenden Extras ist die gesamte Ausstattung des A1 Quattro für einen Kleinwagen sensationell.

Über noch mehr Aufmerksamkeit kann sich der neue A3 freuen. Seit 1996 als „besserer Golf“ auf dem Markt und 2010 zuletzt geliftet, steht er in Genf markanter denn je und ist erstmals mit dem sogenannten modularen Querbaukasten zu sehen. Dahinter verbirgt sich ein neues Plattformkonzept von Volkswagen, das die Fahrzeugproduktion vieler Modelle vereinheitlicht. Außerdem bietet es die Möglichkeit, auch alternative Antriebe einzubauen. Zum Marktstart ab Mitte 2012 wird es aber zunächst nur drei Motorvarianten geben, zwei Benziner und einen Diesel. Der neue A3 ist zwar leichter als sein Vorgänger, wirkt aber kraftvoller. Stärkster Motor ist ein Zwei-Liter-Vierzylinder mit 280 PS. Diese Sportversion ist natürlich allrad-angetrieben. Optional wird der neue A3 mit vielen neuen Assistenzsystemen und in anspruchsvollen Ausstattungsvarianten angeboten.

 

Mercedes SL 63 AMG [Foto: Daimler AG]

Überaus sportlich gibt sich auch Mercedes mit dem neuen SL 63 AMG. Dieser Klassiker in sechster Generation ist entschieden leichter und verbraucht zudem weniger als der Vorgänger. So beträgt die Basisleistung des Neuen bereits 537 PS, in Verbindung mit dem Performance Package werden daraus 564 PS. Kein Wunder, wenn auch die Dynamik profitiert: von null auf Tempo 100 in 4,2 Sekunden, nach nur 12,6 Sekunden ist Tempo 200 erreicht. Die Höchstgeschwindigkeit ist allerdings auf 250 Kilometer pro Stunde elektronisch begrenzt. Der Fahrer kann zwischen vier Fahrmodi wechseln, je nachdem, ob er besonders sportlich oder in der Stadt mit Start-Stopp-Automatik fahren will. Zwar ist die Basis-Ausstattung des SL bereits sehr komfortabel, doch sind der Extravaganz keine Grenzen gesetzt. Das elektrohydraulisch versenkbare Variodach beispielsweise kann mit „Magic Sky Control“ gewählt werden. Auf Knopfdruck erscheint es dann heller oder dunkler. Bei nahezu 160.000 Euro liegt die Preisuntergrenze des SL 63, dessen Verkaufsstart im März ist. Zwei Monate später folgt die AMG-Variante.

 

 Porsche Boxter [Foto: Porsche]

Für nur ein Drittel dieses respektablen Preises kann sich Mann oder Frau demnächst für den neuen Porsche Boxter entscheiden. Dessen Beliebtheit resultiert nicht nur aus dem günstigen Preis, er spricht seit 1996 auch Käufer und Käuferinnen an, die nicht um jeden Preis einen 911er fahren müssen, aber deren Herz doch für die legendäre Sportwagenfirma schlägt. Der neue Boxter steht zudem in Genf mit veränderten Proportionen, die das Auto noch sympathischer machen und außerdem mehr Platz mit sich bringen. Weil der Boxter leistungsstärker und leichter als sein Vorgänger ist, verändern sich auch die Fahrzeugdaten: auf 265 PS, von null auf Tempo 100 in 5,8 Sekunden, 17,7 Liter Durchschnittsverbrauch, 264 Kilometer pro Stunde Höchstgeschwindigkeit. Der Boxter S hat 315 PS, braucht nur 5,1 Sekunden von null auf Tempo 100 und erreicht maximal 279 Kilometer pro Stunde. Im Mai ist Verkaufsstart.

 

 Der Jaguar XKR-S ist das stärkste und schnellste Cabrio der Firmengeschichte [Foto: Jaguar]

Besucher der Ausstellungshallen am Genfer See erwarten natürlich jedes Jahr auch Autoglamour, das Zelebrieren des Autos als Fetisch. In diesem Jahr faszinieren einerseits die spektakulären Studien, wie das Hybrid-Coupé Lexus LF-LC, der Infiniti Emerg-E oder gar der atemberaubende Nuccio Concept aus der Designschmiede Bertone. Andererseits soll auch purer Luxus die Leistungsfähigkeit und Exklusivität einer Marke repräsentieren. So wie beim Jaguar XKR-S. Ein Sportcoupé als Special Edition, das mit 550 PS und einer unglaublich anspruchsvollen Ausstattung den XKR leistungsmäßig und optisch noch übertrifft. In 4,4 Sekunden beschleunigt der XKR-S von null auf Tempo 100 und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde. Der Innenraum könnte edler nicht sein: elfenbeinfarbene Bedienelemente, Pianolack-Applikationen an der Mittelkonsole, beheizbares Multifunktionslenkrad, polierte Edelstahlpedale, Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und Lederbezug u.a.m. So nennt Jaguar selbst seinen exklusiven Supersportler das stärkste Serienfahrzeug der Firmengeschichte.

 

 Der sportlich ausgerichtete Ableger von BMW mit dem Kürzel M [Foto: BMW AG]

Auftritt mit M-Power
BMW überlässt die Lorbeeren in Genf ihrer Tochterfirma, der BMW M GmbH. Die Motorenschmiede zeigt ihren ersten Diesel, und zwar eingebaut in einen 5er, und nennt ihn BMW M 550d xDrive. Die Neuerung besteht im sogenannten Downsizing: Anstelle des bekannten Saugmotors tritt ein kleinerer, aber keineswegs schwächerer Motor mit Direkteinspritzung und Turboaufladung. Der ist sogar mit 381 PS stärker, aber vor allem auch sparsamer, er genügt der Abgasnorm EU6. Als Limousine oder Kombi ab Mai im Handel, erreicht der BMW M 550d xDrive die Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde und beschleunigt in 4,7 Sekunden von null auf Tempo 100. Die Limousine soll rund 80.000 Euro kosten, der Kombi etwas mehr.

Mehr Power steckt auch in zwei neuen BMW M6-Modellen. Statt Zehnzylinder-Motoren der 6er-Baureihe sorgen auch hier doppelt aufgeladene Direkteinspritzer mit 560 PS für Hochleistungen. Im M6-Coupé oder M6-Cabrio ist damit in 4,2 Sekunden Tempo 100 erreicht. Wem zudem die Höchstgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde zu wenig ist, der kann das M Drivers Package erwerben und damit die Dreihundertermarke knacken.


Reinhard Wahren

 

50 - Frühjahr 2012