Mit mehr Personal und Präsenz will die Berliner Polizei den zunehmenden Straftaten entgegenwirken. Mancherorts kann aber auch schon eine Videoüberwachung mit intelligenter Netzwerktechnik ohne größeren Aufwand für mehr Sicherheit sorgen.
In Berlin hat die Gesamtkriminalität im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Eine Serie von Autobrandstiftungen im August sowie die Überfälle und Gewaltstraftaten auf S-Bahnhöfen und im öffentlichen Nahverkehr legen dies auch subjektiv nahe. Nach Aussage der Polizeipräsidentin Margarete Koppers ist der Anstieg aber vor allem auf die hohe Zahl der Einbrüche und Diebstähle zurückzuführen. Von den rund 455 000 Straftaten 2011 insgesamt entfallen rund 9700 auf Einbruch und Diebstahl. Das sind rund 25 Prozent mehr als 2010. Allein die Autodiebstähle erhöhten sich um über sechs Prozent, die der Fahrraddiebstähle gar um fast dreißig Prozent. Dabei liegt die Dunkelziffer sicherlich noch höher, denn nicht alle gestohlenen Fahrraddiebstähle werden auch gemeldet.
Kein Wunder, dass die Polizeipräsidentin diesen Aufwärtstrend als „besorgniserregend“ bezeichnet. Es seien allerdings organisierte Tätergruppen aus Osteuropa, die schwer zu fassen sind. Von ihnen bevorzugt seien Altbauwohnungen, Villen, Keller und Läden. In kürzester Zeit schlagen die Täter zu und schaffen das Diebesgut auf schnellstem Wege außer Landes. Weil nur jeder vierte Einbruch von der Polizei aufgeklärt werden kann, appelliert Koppers an die Berliner, ihr Eigentum selbst besser zu schützen. Politiker führen die Zunahme der Kriminalität dagegen auf den Personalabbau der Polizei zurück. In den vergangenen Jahren sei die Präsenz in der Fläche, so Innen-senator Frank Henkel, vernachlässigt worden. Henkel und die Gewerkschaft der Polizei forderten deshalb bereits im vergangenen Jahr generell mehr Polizeipräsenz, um „wieder stärker präventiv und strafverfolgend tätig zu werden“. So sieht denn auch die neue Koalitionsvereinbarung vor, in den nächsten fünf Jahren 250 neue Stellen zu schaffen.
Ob mehr Personal die Zahl der Einbrüche einschränken wird, ist fraglich und bleibt freilich abzuwarten, zumal höchstens längerfristig mit Erfolgen zu rechnen ist. Das sehen auch zunehmend Geschädigte so, die nach einem Einbruch Maßnahmen ergreifen, um zukünftig ihr Eigentum besser zu schützen oder einem erneuten Einbruch vorzubeugen, so Peter Gräf, einer der Geschäftsführer der jungen Startup-Firma IT-Consulting & Management, die unter anderem moderne Konzepte für Videoüberwachungsanlagen entwickelt. Dabei geht es nicht unbedingt um aufwendige Sicherheitseinrichtungen, unter Einbeziehung einer kostspieligen Sicherheitsfirma. Im einfachsten Fall, etwa für ein kleineres Geschäft, genügt eine Überwachungskamera, die, gekoppelt mit einem Bewegungsmelder, im Moment des Einbruchs Bilder aufnimmt und an das eigene iPhone oder BlackBerry übermittelt. Eine entsprechende SMS ist das Zeichen, die Bilder abzurufen. Damit existieren Täteraufnahmen für die Polizei und die Versicherung, und zwar mit zwei bis drei Megapixel Auflösung in hoher Qualität. Für größere Überwachungsaufgaben können mehrere Netzwerk-Kameras installiert werden, die die Bilder in bestimmten Intervallen oder bei Erkennung einer Bewegung aufzeichnen. Ein Dateiserver vor Ort oder an einem externen Standort speichert die Videodaten für eine spätere Auswertung.
Derartige Videoüberwachungen seien kostengünstig zu installieren und mit einem vorhandenen Netzwerk unkompliziert zu verbinden, weiß Überwachungsexperte Peter Gräf. Von jedem beliebigen Ort aus per Handy auf das Überwachungsnetzwerk zugreifen zu können, befriedige das Sicherheitsbedürfnis mehr, als zusätzliche Schlösser einzubauen. Auch Banken und Versicherungen seien Netzwerküberwachungen gegenüber positiv gestimmt, so Gräf, allein schon wegen der Beweislast bei Einbrüchen, wo qualitativ hochwertige Beweise von großem Nutzen seien. Infolge von Brandstiftungen in Hausfluren inter-essierten sich in letzter Zeit sogar Wohnungsbaugesellschaften und Hauseigentümer für diese Technik.
Deren Programmierung und die Installation der Kameras sind grundsätzlich abhängig vom vorhandenen, bereits existierenden Netzwerk. Wer also über keine DSL-Leitung verfügt, sollte wenigstens die Worte der amtierenden Polizeipräsidentin beherzigen und beim Verlassen der Wohnung die Tür nicht einfach nur ins Schloss fallen lassen.
Reinhard Wahren