Der Feldherr als Kopfarbeiter

Friedrich II. war ein Mann des Wortes: Darum bezieht sich die Ausstellung in der Berliner Kunstbibliothek im Titel auf den Schreibtisch Friedrichs II. Sie hebt damit jedoch nicht auf das Möbelstück ab, sondern auf die geistig intellektuelle Arbeit des Monarchen. Der Schreibtisch aus der Bibliothek des Schlosses Sanssouci ist dennoch eines der herausragenden Exponate.

Wie funktionierte das Regieren aus dem Arbeitskabinett des Monarchen? Wie sah die Herrschaft über Preußen aus der Perspektive des Schreibtisches des Königs aus? Im welchem intellektuellen Umfeld entstanden die historischen und politischen Werke Friedrichs? Unter welchen dynas­tischen und intellektuellen Vorzeichen hat Friedrich seinen Briefwechsel geführt? Diesen Fragen versuchen das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und die Staats­bibliothek zu Berlin in der Schau „Homme de lettres. Frederic. Der König am Schreibtisch“ auf den Grund zu gehen.

Dazu werden etwa 200 Exponate in neun Abteilungen gezeigt, darunter handschriftliche Kabinettordres, das Politische Testament von 1768 und private Korrespondenz.

Anders als etwa sein Vater hat Friedrich II. sehr viel Zeit in seinen jeweiligen Arbeitskabinetten verbracht. Mit den Ministern verkehrte der „erste Diener“ seines Staates großenteils schriftlich.

Als Intellektueller auf dem Thron wollte Friedrich II. aktiv an philosophischen und literarischen Diskus­sionen Anteil nehmen. Der König schrieb sich mit den bedeutendsten Vertretern der französischen Aufklärung. Inhaltlich und stilistisch ist die geistige Verwandtschaft unverkennbar, seine Verbindung zu Voltaire legendär.

Der König begriff sich selbst als „Homme de lettres“. Schon die zu Lebzeiten Friedrichs gedruckten Werke füllen mehrere Bände. Ganz zu schweigen vom umfangreichen schriftlichen Nachlass.

Sein Werk umfasst unter anderem geschichtliche, pädagogische und kulturkritische Abhandlungen, aber auch zahlreiche Gedichte, Komödien und sogar Opernlibretti. Originale Handschriften, darunter die des umstrittenen „Antimachiavell“, legen davon beredtes Zeugnis ab. Doch Friedrich war entgegen dem gängigen Vorurteil durchaus auch ein Familienmensch. Hunderte von Briefen an die Verwandtschaft – zu sehen sind unter anderem Schreiben an seine Nichte Wilhelmine von Oranien und an seinen Neffen Friedrich Wilhelm – beweisen das eindrücklich.

Die Ausstellung zeichnet all diese Aspekte einschließlich des musikalischen Schaffens nach und lässt uns den geistigen Raum begreifen, in dem der Regent lebte und wirkte.

Friedrich II. ist eben weit mehr als ein Flöten- und Kartoffelkönig gewesen.

Karen Schröder

 

Information
6. Juli bis 30. September 2012
Homme de lettres. Frederic. Der König am Schreibtisch

Kunstbibliothek
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
Öffnungszeiten:
Di. bis Fr. 10 – 18 Uhr
Sa. / So. 11 – 18 Uhr

 

51 - Sommer 2012