Trotz Konjunktursorgen ist die Internationale Funkausstellung als wichtigster Handelsplatz für Unterhaltungselektronik und Hausgeräte weltweit auf Erfolgskurs. In diesem Jahr dominierten vor allem intelligente Technologien sowie bedienfreundliche und energieeffiziente Geräte.
Nach Angaben der Veranstalter, die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) und die Messe Berlin, war die IFA 2012 bereits im Frühjahr überbucht. Ein Indiz nicht nur für mehr Ausstellungsfläche, sondern auch für die steigende Zahl der Produkteinführungen zur Funkausstellung. In diesem Jahr verzeichnet die Branche allerdings auch einen Umbruch, besonders in der TV-Sparte. „Die zentrale Herausforderung für Industrie und Handel besteht 2012 in dem Wandel von der Wertevernichtung hin zur Werteorientierung. Die IFA kann dabei als bedeutendster Marktplatz und Treffpunkt der Branchen einen wesentlichen Beitrag zum gemeinsamen Verständnis leisten mit dem Ziel: Mehrwert statt Preis“, so Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der gfu, im Vorfeld der Messe. Dieser Umbruch ist vor allem durch intelligente Technologien gekennzeichnet, die die derzeitige „allgegenwärtige digitale Revolution“ bestimmen. Erkennbar am „Smart-Label“, das offenbar als Ausdruck von neuester intelligenter Technik schlechthin gilt. Aus der Fülle von Innovationen in diesem Jahr ragte nach wie vor das Fernsehgerät heraus. Es wird zum zentralen Medium, zum Home Entertainment System mit neuem Bedienkonzept. Der Nutzer entscheidet, ob er Fernsehen, Musik hören, Videos oder seine Fotosammlung anschauen will. Die Smart-TV-Technologie übernimmt den Rest: Einfach auf einen Menüpunkt zeigen, scrollen und zoomen wie am Computer. Intelligente, bedienfreundliche Technik – so definiert sich das Fernsehen neu, und zwar mit exzellenter Bildqualität, einfachen Menüs, intuitiver Bedienung, Zugang zum Internet, verringerter Stromaufnahme und darüber hinaus umweltfreundlicher Herstellung. Derartige Technik resultiert natürlich ganz zwangsläufig aus dem allgemeinen Trend zur digitalen Vernetzung. Alles muss digital zugänglich sein, ob Text, Foto, Video oder Info: von allen Geräten aus, in alle Geräte, zuhause und unterwegs.
Nach Informationen des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien wächst der Umsatz mit vernetzbaren Geräten in diesem Jahr auf 18,3 Milliarden Euro, eine Steigerung gegen-über dem Vorjahr um rund 13 Prozent. Die steigende Nachfrage nach derartiger Unterhaltungselektronik schafft so einen Milliardenmarkt für Heimvernetzung, von dem natürlich alle führenden Hersteller profitieren wollen. Der Haupttrend der IFA 2012 war daher unschwer zu erkennen: allgegenwärtig vernetzt.
Das Smart-Virus hat deshalb zwangsläufig auch alle anderen Produktinnovationen erfasst. So präsentierten die Marktführer beispielsweise auch smarte Kameras, wie die EX2F von Samsung, mit besonders lichtstarkem Objektiv, vor allem aber mit drahtloser Übertragung der Aufnahmen auf den Fernseher, das Smartphone, Tablet oder ins Netz auf Facebook.
Smart zeigte sich aber nicht nur die Unterhaltungs- und Heimelektronik. Smart funktionieren auch zahlreiche neue Hausgeräte, beispielsweise Waschmaschinen mit antibakteriell wirkendem Material, energieeffizientem Smart Drive Motor oder mit Smart Dosing, einer Dosierautomatik, die für perfekte Dosierung und optimale Wasserersparnis sorgt. Und immer mehr Hausgeräte lassen sich über das Smartphone oder den Tablet-PC steuern und kontrollieren.
Was Wunder, wenn die Industrie stärkere Engagements im Smart-Home-Markt anstrebt, in dem intelligente Stromnetze und E-Mobilität die Treiber sein sollen, aber auch Sicherheit und Komfort als wichtige Kaufaspekte ausgemacht werden. Mit einer spürbaren Marktdurchdringung von Smart-Home-Produkten wird allerdings frühestens 2015 gerechnet. Die IFA 2012 gab einen Vorgeschmack darauf.
Dass die Zahl der neuen Produkte zur IFA erneut gestiegen ist, beweist die international weiter wachsende Nachfrage und Akzeptanz des Berliner Messeplatzes. Für den deutschen Markt ist die Internationale Funkausstellung angesichts des erneut gestiegenen Ordervolumens unverzichtbar geworden. Bezüglich der Produkteinführungen ist ihr Zeitpunkt ohnehin besonders gut gewählt, denn die neuen Produkte kommen noch in einer preisstabilen Phase ins Weihnachtsgeschäft.
Reinhard Wahren