Bereits um 1000 v. Chr. war in Olympia das antike Heiligtum als Kultstätte für Zeus gegründet worden. Doch erst später erhielt der oberste Gott der griechischen Mythologie dort ein eigenes Haus. Im Lichthof des Gropiusbaus wurden jetzt die 30 Meter langen Giebel dieses skulpturengeschmückten Tempels rekonstruiert.
Gleich am Anfang wird klar: Olympia, das war kein Selbstzweck, sondern in erster Linie Gottesdienst. Der größte unter den Göttern war Zeus. Ihm zu Ehren wurde im Jahr 1000 v. Chr. im Tal des Flusses Alpheios auf der griechischen Halbinsel Peloponnes ein Heiligtum errichtet. Von Sport war erst einmal keine Rede. Hier fanden Opfer- und Weihehandlungen statt. Kleine Bronzetiere, dreibeinige Kessel und Terrakotten, zumeist hochkarätige Leihgaben aus Griechenland, legen davon beredtes Zeugnis ab. Anderen Göttinnen und Göttern, unter anderen der Hera, dem Apollon, der Demeter und der Artemis wurde ebenfalls gehuldigt. Insgesamt 69 Altäre waren im alten Olympia aufgestellt. Erst im Jahre 776 v. Chr. fanden die ersten sportlichen Wettkämpfe statt. Die Datierung erfolgte auf der Basis erster Siegerlisten. Die Ausstellung „Mythos Olympia“, die derzeit im Martin-Gropius-Bau zu sehen ist, widmet sich dem antiken Heiligtum von Olympia, dem dortigen Kult und den dabei veranstalteten Wettkämpfen. Aber wie es dazu kam, dass Sport in die kultischen Handlungen integriert wurde, macht die große Schau leider nicht überzeugend deutlich. Angedeutet wird, dass es eine Form der zivilen Auseinandersetzung zwischen den einzelnen griechischen Stadtstaaten war und zu deren Verbundenheit beitrug. Zudem schützte der olym-pische Frieden während des Festes und bei An- und Abreise Teilnehmer und Besucher. Das Laufen (Dromos) ist die älteste olympische Disziplin. Anfangs wurde direkt auf das Zeus-Heiligtum zugelaufen. Erst später kamen andere Disziplinen wie etwa Pferdesport, Fünfkampf, Boxen und Ringen zu den Laufwettbewerben hinzu. Auf zahlreichen Terrakotta-Amphoren der Ausstellung sind Sportler abgebildet, teils neben Fabelwesen, Musikern und Tänzern. Das zeigt den hohen Stellenwert, der dem Sport beigemessen wurde. Herausragende Ausstellungsstücke in diesem Zusammenhang sind Marmorreliefs aus dem Jahr 510 v. Chr., die das Archäologische Nationalmuseum Athen geschickt hat. Zu sehen sind junge muskulöse Männer idealtypisch beim Laufen, Ringen und Speerwerfen. Es gab im antiken Olympia immer nur einen ersten Sieger. Der Hochgeehrte erhielt einen Kranz, geflochten aus den Zweigen eines wilden Olivenbaums, der unweit des Heiligtums wuchs.
Religiöse Feiern und große Prozessionen bildeten aber nach wie vor das Zentrum des Festes. Die sportlichen Wettkämpfe waren eingebettet in die eigentlichen kultischen Handlungen. So ist überliefert, dass am Zeusaltar zum Fest jeweils 100 Ochsen geschlachtet wurden. Auf der Statuette eines startenden Läufers steht zu lesen „Ich gehöre Zeus“. Vermutlich handelt es sich dabei um ein Weihegeschenk, das ein Sieger dem Gott dargebracht hat. Der gewaltige Zeustempel, der in wesentlichen Fragmenten (Gips-abgüsse) und Modellen gezeigt wird, wurde der Gottheit jedoch erst im 5. Jahrhundert vor unserer Zeit errichtet. Zu den „Sieben Weltwundern“ zählte die mächtige Zeusstatue, geschaffen von einem der berühmtesten Künstler der Zeit, dem Athener Phidias.
Ein nicht unbedeutender Teil der Ausstellung ist den Ausgräbern der Schätze gewidmet. Ihnen verdanken wir schließlich das Wissen, das wir über das antike Olympia heute haben. Namentlich die Grabungen deutscher Archäologen in den Jahren 1875 bis 1881 sind hier zu nennen. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass die Funde seinerzeit komplett in Griechenland verblieben sind und nur Gipsabdrücke und Dokumentationen den Weg nach Berlin fanden. Umso schöner, dass ihnen jetzt viele Exponate besuchsweise nachgereist sind.
Karen Schröder
Information
„Mythos Olympia – Kult und Spiele“
Bis 7.1.2013
Martin-Gropius-Bau Berlin
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin
Öffnungszeiten
Mittwoch bis Montag 10–19 Uhr
Dienstag geschlossen