Seit beinah 150 Jahren kommen Besucher in die Gegend. Schon der Leibarzt Friedrich Wilhelms IV. empfahl seinem Arbeitgeber das östlich von Berlin gelegene Buckow mit den Worten: „Majestät, hier geht die Lunge auf Samt.“ Im Vergleich zum nahen Bad Freienwalde nannte Fontane Buckow noch das „Aschenputtel“, dem er jedoch eine touristische Zukunft vorhersagte. Heute ist Buckow ein staatlich anerkannter Kneipp-Kurort. An vielen Stellen in der Stadt kann man die Hosenbeine hochkrempeln und wassertreten.
Eine besonders schöne Stelle ist die am munteren Flüsschen Stobber nahe dem Schlosspark. Der reizvoll gelegene Landschaftspark mit dem alten Baumbestand und dem Springbrunnen ist denkmalgerecht wieder hergestellt worden. Im Sommer werden hier Konzerte veranstaltet. Das von Schinkel einst umgebaute Schloss fehlt allerdings schmerzlich. Im Krieg stark zerstört, war es 1948 abgerissen worden. Geblieben sind Eiskeller und Scheune.
Was immer man über die verschiedenartige Bausubstanz der Stadt denken mag, das Schönste an Buckow ist zweifellos die Landschaft. Wie in der Schweiz ist es nicht, zugegeben. Die Felsen fehlen, aber als Mittelgebirge kann die Märkische Schweiz um Buckow im ersten Moment schon durchgehen. Mit ihren in der Eiszeit entstandenen Schluchten, die man hier Kehlen nennt, den Bächen, Seen und bewaldeten Hügeln. Der Krugberg ist mit seinen fast 130 Metern über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung des Naturparks Märkische Schweiz. Für Brandenburger Verhältnisse sind das allemal Höhen. Ein perfektes Wandergebiet also. Romantische Wege führen durch die Wolfsschlucht, die Silberkehle und entlang des Sophienfließes. Das Naturdenkmal Wurzelfichte, einst ein Wahrzeichen Buckows, ist leider 2007 dem Orkan „Kyrill“ zum Ofer gefallen. Ihr verschlungenes Wurzelwerk ist aber immer noch ein spektakulärer Anblick. Dabei gibt es um Buckow nicht nur die für Brandenburg so typischen Kiefernwälder, sondern auch ausgedehnte Buchen- und Eichenforste.
Zum Angebot des Touristenbüros Märkische Schweiz gehören kostenlose kleine Wanderkarten mit entsprechenden Tipps.
„Ein Klassiker ist der Weg rund um den Schermützelsee“, erklärt Annett Rietz vom ortsansässigen Tourismusamt. „Das sind siebeneinhalb Kilometer, wo es auch schon mal bergauf und bergab geht.“
Der Weg führt auch am einstigen Sommerhaus von Bertolt Brecht und Helene Weigel vorbei, wo eine Gedenkstätte eingerichtet ist. Im Garten des Hauses sind Kupfertafeln aufgestellt, auf denen Brechts berühmte Buckower Elegien zu lesen sind. Altersmilde Gelassenheit spricht aus den Zeilen, die auch etwas mit dem Ort, an dem sie entstanden sind, zu tun haben dürfte. Berühmt geworden ist Brechts Reaktion auf den Arbeiteraufstand des 17. Juni 1953. Voll lakonischer Ironie fragt er angesichts der Ereignisse in einem Gedicht, ob es nicht einfacher wäre, „die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes“. Ein Highlight des Museums ist zweifellos der berühmte Planwagen der Mutter Courage, den Helene Weigel einst über die Bühne des Berliner Ensembles zog. Er ist heute im Bootshaus zu bewundern.
Doch Natur und Kultur sind nicht alles. Das Hotel „Vier Jahreszeiten“ und das „Strandhotel“ liegen direkt am See und bieten neben der schönen Aussicht Kaffee und Kuchen sowie regionale Küche. Besonders ambitioniert ist die Speisekarte von Ingo Weitzel, dem Küchenchef des „Vier Jahreszeiten“. Vor zwei Jahren erfüllte sich der junge Mann aus Strausberg einen Traum und eröffnete sein eigenes Hotel am Schermützelsee.
Er bietet beim Fleisch Bioqualität, Fisch aus der Region und ein raffiniertes vegetarisches Angebot. Gern kocht er auch à la Helene Weigel, die als gebürtige Österreicherin zu genießen verstand.
„Neben dem Rundweg um den Schermützelsee empfehlen wir den ebenfalls siebeneinhalb Kilometer langen Weg durchs Stobbertal“, so Annett Rietz. „Gerade im Frühling ist dieser Weg besonders lohnend, da hier Tausende von blauen Leberblümchen, weißen Buschwindröschen und Veilchen blühen“, und sie fügt hinzu, schließlich sei das seltene Leberblümchen 2013 auch Blume des Jahres. Im April werden hierzu geführte Wanderungen angeboten. Der Weg im Stobbertal führt durch den Wald, gibt aber immer wieder auch den Blick in die Landschaft frei. Dann geht es entlang üppiger Feuchtwiesen und Sümpfe. Im idyllisch gelegenen Gartenrestaurant Pritzhagener Mühle kann eine Wegzehrung genommen werden.
Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann Buckow auch per Schiff erleben, der legendäre Dampfer „Scherri“ lädt ein zu einer einstündigen Fahrt auf dem Schermützelsee. Den einstigen Alsterdampfer hatte es 1990 nach Brandenburg verschlagen. Heute gehört er zu den ältesten noch in Betrieb befindlichen Fahrgastschiffen Deutschlands, auch wenn er längst mit Diesel fährt. Abfahrt ist stündlich am Strandbad. Es ist nicht die schlechteste Möglichkeit, Buckow kennenzulernen.
Von Karen Schröder
Informationen
www.maerkischeschweiz.eu
Brecht-Weigel-Haus,
Bertolt-Brecht-Straße 30
15377 Buckow
November bis März
Mittwoch bis Freitag:
10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr
Samstag, Sonntag: 11 bis 16 Uhr
April bis Oktober
Mittwoch bis Freitag: 13 bis 17 Uhr
Samstag, Sonn- u. Feiertag:
13 bis 18 Uhr
Amt Märkische Schweiz
Kultur- und Tourismusamt
Sebastian-Kneipp-Weg 1, 15377 Buckow (Märkische Schweiz)