Als Herr über den Filmpark hat er in den letzten Jahren viel bewegt in Babelsberg und noch Großes vor. Der Unternehmer Friedhelm Schatz ist ein Glücksfall für Potsdam.
Als Frühaufsteher liebt er es, vor allen anderen da zu sein. Dann streift Friedhelm Schatz durch den noch besucherleeren Filmpark Babelsberg und genießt die Ruhe vor dem Ansturm. „Das ist schon tägliche Routine, immer wieder gibt es auch etwas auf die Schnelle zu klären“. Der Filmpark-Chef läuft durch die Straße der Giganten, schaut in der Westernstraße und bei den Traumwerkern vorbei. Sein Lieblingsplatz aber ist der Garten des Kleinen Muck. Hier ist die Kulisse des legendären Defa-Kinderfilms nachgebaut, und der Chef setzt sich gerne auch mal auf den Sultansthron. Spaßeshalber, denn sonst ist er nicht der Typ selbstherrlicher Herrscher. „Ich bin ein überzeugter Teamplayer“, gibt der 57-Jährige vielmehr zu Protokoll. Seine Mitarbeiter bestätigen das, auch dann, wenn der Chef nicht dabei ist. Sie mögen ihn, das spürt man. Offen und ehrlich sei er, ein richtiger Kumpeltyp, der beinahe jedem das Du anbietet. Sie bewundern auch seinen Mut, mit dem er immer wieder neue Dinge in Angriff nimmt. „Potsdam, das ist ein so kreativer und entwicklungsfähiger Ort“, schwärmt Friedhelm Schatz. Der geschäftsführende Gesellschafter der Filmpark Babelsberg GmbH erinnert sich noch genau an die Anfänge. „Es war der 1. April 1993. Ich war noch bei der Bavaria in München, da hat mich Volker Schlöndorff angerufen. Wir haben über Babelsberg und die Studiotour geredet, und ich hab sofort begriffen, dass dort Großes möglich ist.“ Es war eine Art Initialzündung. „Ich war sehr neugierig damals, bin ich heute noch.“ Als er dann schließlich in der Halle gestanden habe, wo Fritz Lang 1926 seinen Film Metropolis drehte, ist der Funke endgültig übergesprungen. Eine sechzehnjährige Erfolgsgeschichte nahm ihren Anfang.
Als Tochterunternehmen von Studio Babelsberg gründete Friedhelm Schatz im Sommer 1993 gemeinsam mit Pierre Couveinhes und Volker Schlöndorff den „Filmerlebnispark Babelsberg Studiotour“. „Think big!“ war von nun an die Devise. Schon wenige Monate nach der Eröffnung feierte die bis heute so beliebte Stuntshow Premiere. Die Ausstellung „Cinefantastic“ wurde eröffnet und das Showscan-Actionkino. Höhepunkte waren 1998 die Einweihung des Erlebnisrestaurants „Prinz Eisenherz“ und des Kinderlandes „Oh wie schön ist Panama“ nach Motiven des Bestsellers von Janosch. Im Tigerentenland können die Kinder eine kleine Bootsfahrt unternehmen und die mit 7,20 Meter Länge größte Tigerente der Welt bestaunen. 1999 zählte man fast 600 000 Besucher. Kurz vor seinem dreijährigen Abschied vom Filmpark – mangelnde Investitionen durch die Inhabergesellschaft waren der Grund – erfüllte sich Friedhelm Schatz noch einen baulichen Traum. Einen Vulkan wollte er auf dem Gelände haben. „Das habe ich mir toll vorgestellt, dort drin im Krater die Stuntshow, auch für die Akustik.“ Als die 15 Meter hohe Vulkan-Arena fertig war, hat sich der Entertainment-Unternehmer für einige Zeit aus Babelsberg verabschiedet. Er entwickelte sehr erfolgreich das Potsdamer Krongut Bornstedt. Wieder war die Neugier die entscheidende Antriebskraft des Friedhelm Schatz. Ihn interessierte, ob das Weltkulturerbe auch für eine breitere Masse attraktiv sein kann, und er behielt recht. Damit war sein Ruf als Potsdamer Glücksbringer endgültig besiegelt. Vom Brandenburger Finanzminister Rainer Speer ist der Satz überliefert: „Wenn der Schatz etwas anpackt, funktioniert es.“ Es begann die Zeit, da Journalisten mit seinem Nachnamen Wortspiele kreierten. Eigentlich macht Friedhelm Schatz einen sehr ruhigen und besonnenen Eindruck, aber er kann auch kurz entschlossen handeln. Immer dann, wenn er von einer Sache wirklich überzeugt ist. Als das Krongut zum Selbstläufer geworden war, zog es Friedhelm Schatz 2003 zurück in den Filmpark. „Das ist mein Baby“, sagt der vierfache Vater.
Zusammen mit einem Partner kaufte der Medienunternehmer die Studiotour GmbH sowie 22 Hektar des Medienstadt-Geländes. Ab jetzt wurde wieder investiert. Neue Geschäftsfelder wurden erschlossen. Radio Teddy, ein regionales Kinder- und Familienradio, ist so ein Projekt. Es wurde 2005 aus der Taufe gehoben und erfreut sich mittlerweile im Berlin-Brandenburger Raum großer Beliebtheit. Eine der letzten großen Investitionen ist die Metropolis Halle. 10 Millionen Euro hat sie gekostet und lehnt sich baulich bewusst an die Studioarchitektur an. „Wir wollten kein spektakuläres Bauwerk“, erklärt Friedhelm Schatz, „sondern etwas, das in unserem Sinne passt und funktioniert.“ Im Foyer werden die Besucher von der silbrig glänzenden Maschinen-Maria aus dem gleichnamigen Film in Empfang genommen. Zu Veranstaltungen fasst die Halle bis zu 5000 Besucher, einzigartig in Potsdam. Sie kann aber auch durch eine Trennwand geteilt werden und ist somit flexibler bespielbar. Im November dieses Jahres wird die Bambi-Verleihung erneut Glanz in das Bauwerk bringen. „Der Mythos des Ortes zieht“, da ist sich Friedhelm Schatz sicher und schmiedet schon wieder neue Pläne. Auf dem Medienstadt-Gelände will er einen Kindergarten bauen mit 24-Stunden-Betrieb, wegen der unregelmäßigen Arbeitszeiten der Mitarbeiter von Film und Fernsehen. Die Zeichnungen hält er schon in Händen. Es soll dann möglichst wieder alles schnell gehen. Nächstes Jahr will er eröffnen. Bei aller Bedachtsamkeit ist Friedhelm Schatz auch ein unruhiger Mensch.
Karen Schröder