Neuer Inselsportler

Als Inselsportler muss wohl der neue Porsche Cayman bezeichnet werden, zumindest muss bei der Namensgebung 2005, als die erste Generation unter der Werksbezeichunung 987c debütierte, jemand bei Porsche an Inselatmosphäre gedacht haben. Oder aber die Cayman Islands waren gerade mal wieder als Offshore-Steueroase in den Schlagzeilen. Hinter dem neuen Porsche Cayman, der im März zu den Händlern kommt, steht allerdings nun nicht etwa ein Steuerspartipp, er ist aber ganz gewiss ein Sparmodell. Und zwar kostet er mit 51 000 und 64 000 Euro 25 000 bis 35 000 Euro weniger als der billigste 911er. Das ist deshalb so bedeutend, weil sich die beiden Sportwagenmodelle im Grunde jetzt sehr ähnlich sind, neuerdings auch in puncto Fahrdynamik, was bei der ersten Generation des Cayman noch ganz anders war.

Der neue Porsche Cayman ist größer, komfortabler ausgestattet, hat eine Alu-Karosserie, die fast nur halb so viel wie die seines Vorgängers wiegt, ist mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet und zudem durch neue stärkere Motoren sportlicher. Das heißt, ein Sechszylinder mit 275 PS arbeitet in der Basisversion, im Cayman S dagegen sorgen 325 PS für makelloses Fahrvergnügen, die das Coupé in 4,7 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 283 Kilometer pro Stunde. Mehr Porsche braucht im Grunde kein Mensch, wenn man bedenkt, dass sogar die Innenausstattung Komfortansprüchen genügt und zusätzlicher Stauraum zur Verfügung steht. Mit dem neuen Cayman hat Porsche seinem 911er eine echte Alternative zur Seite gestellt. Das gilt natürlich nicht für eingefleischte „Elfer“-Puristen.

 

Stuttgarter Produktoffensive


Mercedes-Benz CLA 250 Edition 1 Kosmosschwarz 2013 [Foto: © Daimler AG - Global Communications Mercedes-Benz Cars]

Dass es derzeit noch keine wirkliche Alternative zum Verbrennungsmotor gibt, hat auch das vergangene Autojahr wieder gezeigt. Einzig gilt: Nur als Stadtfahrzeug, also mit kurzen Reichweiten, hat das E-Auto eine Zukunft. Doch der E-Motor bewährte sich durchaus als Helfer. Auch das hat das Autojahr 2012 gezeigt. Zumindest half er dank der Hybridtechnik in bescheidenem Maße mit, sogar bei Oberklasse-Modellen Kraftstoff einzusparen. Derweil dominiert nach wie vor der Verbrennungsmotor den weltweiten Automobilmarkt. Leistungsstarke Premiummodelle sind gefragt wie nie zuvor. Die deutschen Luxusautos stehen dabei in der ersten Reihe, im vergangenen Jahr mit Audi an der Spitze, gefolgt von BMW und Mercedes. Alle drei Premiummarken wollen nun weiter wachsen, allerdings ist verständlich, dass Mercedes diese Reihenfolge zu seinen Gunsten verändern will. Die Absatzzahlen liegen zwar hinter denen der Mitbewerber, doch in diesem Jahr gehen zwei Modelle an den Start, die den Beginn einer Produktoffensive einleiten und für enor­men Aufwind in Stuttgart sorgen werden: die Neuauflage der E-Klasse und der neue CLA.

Ab März ist die nicht nur facegeliftete E-Klasse zu haben, und zwar in den Ausführungen Limousine und Kombi. Für die Entwicklungskosten hat Mercedes angeblich eine Milliarde Euro aufgebracht. Diese enorme Summe war wohl notwendig, denn Optik, Innenraum, Motorisierung und Assistenzsysteme standen zur Überarbeitung an. Vor allem sparsamere Motoren und neue Assistenzsysteme haben die Kosten in die Höhe schießen lassen. So hätte sich das in höheren Verkaufspreisen niederschlagen können, doch diese Befürchtungen haben sich weitgehend zerschlagen. Die Preise beginnen bei rund 40 000 Euro für die E 200 CDI Limousine und enden bei 121 000 Euro für den E 63 AMG 4Matic. Einige Modelle, wie beispielsweise der E 500, sind sogar günstiger als ihre Vorgänger. Verbrauchsgünstiger sind natürlich die neuen Motoren. Die E 200 CDI Limousine beispielsweise verbraucht nur noch 4,8 Liter. Dass eine Oberklasse-Limousine sogar mit nur 4,1 Liter auf hundert Kilometer auskommen kann, beweist der E 300 BlueTec Hybrid. Diese neue Hybrid-Variante vereint einen Vierzylinder-Diesel mit einem E-Motor mit insgesamt 231 PS.

Intensive Entwicklungsarbeit wurde in die neuen Assistenzsysteme gesteckt. Insgesamt sind zehn an der Zahl verfügbar, die meisten davon optional, wie zum Beispiel die Pre-Safe-Bremse. Sie erkennt Fußgänger und bremst automatisch zunächst auf 50 Kilometer pro Stunde ab, und wenn nötig, bis zum Stillstand. Mit einem neuartigen Kamerasystem können nun nicht nur entgegenkommende und vorausfahrende Fahrzeuge erkannt werden, sondern auch der horizontale Autoverkehr. Die Reichweite der Kamera beträgt 500 Meter. Außerdem bietet sie einen Rundumblick um das Fahrzeug beim Ein- und Ausparken. Nach Limousine und Kombi folgt im Juni die Markteinführung für Coupé und Cabrio.

Zur Produktoffensive bzw. zum anvisierten Ziel, die Wettbewerber wieder einzuholen, gehört für Mercedes auch, neue Marktsegmente zu erschließen. So betritt fast gleichzeitig mit der neuen E-Klasse der CLA die Autobühne, ein viertüriges Coupé mit Stufenheck auf der Basis der A-Klasse. Preislich liegt er allerdings über der A-Klasse. Dafür bekommt man aber ein anspruchsvolleres Design, auch im Innenraum, und weiterentwickelte Sicherheitstechnik serienmäßig mitgeliefert, wie den neuen adaptiven Bremsassistenten „Collision Prevention Assist“ zur Verhinderung von Auffahrunfällen ab einer Geschwindigkeit von sieben Kilometer pro Stunde sowie den Müdigkeitswarner. Optional sind weitere Sicherheitsassistenten wählbar. Für einen möglichst sparsamen Verbrauch sollen Start-Stopp-Funktion und die außergewöhnliche Aerodynamik der Karosserie sorgen. Zum Marktstart im April stehen vier Motoren zur Auswahl: Drei Benziner zwischen 122 bis 211 PS und ein Diesel mit 170 PS. Auf Wunsch sind alle Modelle auch mit dem Allradantrieb 4Matic lieferbar. Im dritten Quartal folgen der Basis-Diesel CLA 200 CDI mit 136 PS und der CLA 45 AMG 4Matic mit 354 PS. 

 

Primus inter pares


Audi A3 Sportback [Foto: © 2013 AUDI AG]

Laut Geschäftsbericht verkaufte Audi im vergangenen Jahr 405 800 Autos, BMW 345 700 und Mercedes 196 000. Damit ist die VW-Tochter zum Primus im Premiumsegment avanciert. Das ist deshalb erstaunlich, weil auch auf dem lukrativen chinesischen Markt Audi-Modelle offenbar die gefragtesten sind, auch unter den zahlreichen Staatsdienern. Mercedes hinkt dort etwas hinterher. Doch auch hierzulande nehmen die Audi-Fahrer zu. Das beweisen beispielsweise die aktuellen Bestellungen für den neuen Audi A3 Sportback. Die meisten davon kommen von Käufern, die zuvor andere Marken fuhren. Aber es gibt nach Herstellerangaben noch einen weiteren Grund: Der neue Audi A3 Sportback ist nicht nur ein Fünftürer, sondern er bietet mehr Raum und Funktionalität gegenüber dem Vorgänger und natürlich der dreitürigen A3-Variante. Diese Attraktivität wird noch gesteigert durch viele Extras und den Preis, wenn man sich nicht gerade für die 184 PS starke Dieselvariante entscheidet. Der Basis-Benziner mit 105 PS ist schon für 22 500 Euro zu haben und verbraucht nur knapp 5 Liter.

Jetzt im Frühjahr kommt auch der neue Audi S3 in den Handel, sozusagen die kraftsportliche Variante der A3-Generation. Sein 2.0 TSFI-Motor mit maximal 300 PS beschleunigt den S3 in 5,1 Sekunden von Null auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit endet abgeregelt bei Tempo 250. Gegenüber seinem Vorgänger ist er tiefer gelegt, zudem leichter und verbraucht weniger. Der Basispreis liegt bei rund 39 000 Euro.

 

Citroën DS3 Cabrio


[© CITROEN COMMUNICATION / DMKC / PUB / EDITION / JEROME LEJEUNE]

Dem DS3 stellt nun Citroën die Cabriovariante zur Seite und hofft, damit die Fangemeinde für den trendigen Kleinwagen zu vergrößern. Zeichnete sich bereits der DS3 durch individuelle Konfigurationsmöglichkeiten aus, beispielsweise verschiedene Farbkombinationen für die Karosserie, bietet Citroën auch für das Cabrio mehrere Ausstattungsvarianten. Schon die Basisversion hält etliche Extras bereit. Für mehr Komfort sorgen dann beispielsweise ein Innenraumparfumspender oder das Notruf- und Assistancesystem Citroën eTouch. Das Rolldach funktioniert elektrisch bis zu einer Geschwindigkeit von Tempo 120 und schiebt sich hinter die Rückbank. Es ist in drei Farben erhältlich. Mit vier Motorisierungen kommt das Cabrio im März auf den Markt, drei Benzinern und einem Diesel, zu Preisen zwischen 17 800 und 23 800 Euro.

 

 

Spar-Diesel aus Japan


Civic 1-1.6 i-DTEC Earth Dreams Technology [Foto: © Honda Motor Europe Ltd.]

Mit der fünften Generation des Honda Civic musste für den japanischen Autobauer endlich ein neuer, kleinerer Dieselmotor her, denn die Nachfrage nach dem bisherigen 150 PS starken 2,2-Liter-Diesel hielt sich wohl in Grenzen. Natürlich gab es eindeutige Vorgaben: weniger Hubraum, geringerer Verbrauch. Ganz im Sinne des sogenannten Downsizing. Herausgekommen ist ein 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS, der in 10,2 Sekunden von Null auf Tempo 100 beschleunigt und eine Höchstgeschwindigkeit von 207 Kilometer pro Stunde erreicht. Und weil das Gewicht des neuen Motors auch um etliches leichter ist, bezeichnet Honda selbst seine Neuentwicklung als „den leichtesten Diesel seiner Klasse“. Dass dies keineswegs zu Lasten seiner Fahreigenschaften geht und zudem mit einem Normverbrauch von nur 3,6 Litern verbunden ist, wird die Nachfrage nach dem neuen Spar-Diesel sicher befeuern. Noch in diesem Jahr will Honda auch den Kompakt-SUV Honda CR-V mit dem neuen Motor auf den deutschen Markt bringen.

 

 

Kompromissloser Supersportler


Lamborghini Aventador LP 700-4 Roadster [Foto: © Automobili Lamborghini Holding S.p.A.]

Extrem, exklusiv, radikal: So sieht der neue Lamborghini Aventador Roadster nicht nur aus, so sind auch seine Fahreigenschaften. Lamborghini wolle mit diesem offenen Zweisitzer keine Kompromisse machen, verkündete deren Designchef. Tatsächlich ist kaum zu glauben, dass ein Cabrio zu einem derartigen Supersportwagen mutieren kann: in drei Sekunden von Null auf Tempo 100, Höchstgeschwindigkeit 350 Kilometer pro Stunde sowohl geschlossen wie offen. Dafür sorgen der überarbeitete Zwölfzylindermotor, das spezielle Fahrwerk sowie die supersteife Karbonkarosserie mit extrastarken Dachhälften über den beiden Passagieren. Beim Vorgänger noch aus Stoff, kann das Dach schnell im Gepäckfach unter der Fronthaube verstaut werden. Der 357 000 Euro teure Sportwagen, der sich auch als modernes Designobjekt verstehen will, kommt im Frühsommer auf den Markt und ist angeblich bereits bis Mitte 2014 ausverkauft.

 

 

Der komplette Franzose


Peugeot 208 [Foto: © PEUGEOT Deutschland GmbH]

Der meistverkaufte Kleinwagen in Deutschland in den letzten drei Jahren war der VW Polo. Unschwer vorherzusagen, dass VW auch in diesem Segment in nächster Zeit Marktführer bleiben wird. Doch etwas scheint sich zu ändern: Das Kleinwagenhauptfeld kommt dem Spitzenreiter näher und näher und jeder Rennfahrer weiß, dass die Macht der Gruppe niemals zu unterschätzen ist. Angeführt wird diese Hauptgruppe derzeit zweifellos von einem Franzosen, dem neuen Peugeot 208. Die Löwenmarke hat nach eigenen Angaben ein völlig neuartiges Fahrzeug entwickelt, hat die Vorgängermodelle einer umfangreichen „Re-Generation“ unterzogen. Herausgekommen ist der Peugeot 208. Neu daran ist vor allem die geänderte Motorentechnologie, die sowohl Verbrauch und Kohlendioxidausstoß senkt als auch mit den neuen Dreizylinder-Motoren für mehr Leistung sorgt. Dadurch ist der 208 besonders im Stadtverkehr so agil wie keiner seiner Vorgänger, wobei der kombinierte Verbrauch bei den Benzinern mit 1,0 und 1,2 Liter Hubraum nur 4,3 Liter pro 100 Kilometer beträgt. Die Dieselversionen, die fast alle mit dem spritsparenden Stop & Start-System e-HDi ausgestattet sind, begnügen sich mit minimal 3,4 Litern. Allein effiziente Motoren sind nicht alles bei einem Kleinwagen. Eine Typwahl fällt gewöhnlich auch deshalb schwer, weil Mann oder Frau möglichst vieles vereint sehen will: günstiger Verbrauch, ansprechendes Design, leichte Bedienung, gute Komfort- und Sicherheitsausstattung, hinreichende Kopf- und Beinfreiheit, ausreichender Kofferraum, akzeptabler Preis. Kein Kleinwagen erfüllt all diese Kriterien gleichermaßen, doch den besten Kompromiss aus allen findet zweifellos der Peugeot 208. Insofern ist er derzeit der kompletteste Kleinwagen in seinem Segment.

 

Reinhard Wahren

 

54 - Frühjahr 2013