Trotz angespannter Wirtschaftslage in Europa ist die Reiseindustrie 2013 positiv gestimmt. Dabei war auf der diesjährigen ITB Berlin nachhaltiger Tourismus ein viel beachtetes Thema.
Die Europäer werden auch 2013 nicht auf das Reisen verzichten. Im Gegenteil, Reisen ins Ausland werden weiter zunehmen. Und Europa bleibt trotz politischer und wirtschaftlicher Turbulenzen auch weiterhin ein attraktives Reiseziel. Das prognostiziert zumindest der ITB World Travel Trends Report, der im Auftrag der Internationalen Tourismusbörse Berlin jährlich erstellt wird. Allenfalls wird darin ein verändertes Reiseverhalten in den einzelnen Ländern festgestellt. Während beispielsweise im vergangenen Jahr der Badetourismus leicht zurückging, stiegen die Buchungen von Städtereisen, Kurzreisen, Geschäftsreisen und für Kreuzfahrten deutlich. Dieser Trend werde sich auch in diesem Jahr fortsetzen. „Die veränderten Reiseströme führen dazu, dass sich die europäischen Länder auf eine noch vielfältigere Nachfrage einstellen sollten“, so Dr. Martin Buck, Direktor KompetenzCenter Travel and Logistics der Messe Berlin.
Zukunftsweisende Trends und beispielhafte Projekte stießen in diesem Jahr auf der ITB bei Ausstellern und Fachbesuchern auf besonderes Interesse. Zahlreiche Workshops vermittelten dazu spezielles Branchenwissen, beispielsweise zum Thema „Abenteuerurlaub und nachhaltiges Reisen“. Aufgrund des wachsenden Bewusstseins der Reisenden, rechnet die Reisebranche diesbezüglich mit einer steigenden Nachfrage in den nächsten Jahren.
Ein herausragendes Vorzeigebeispiel ist das KAZA-Projekt. Beteiligt daran sind die afrikanischen Staaten Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe. Es umfasst 36 Nationalparks, Reservate und Schutzgebiete, die über die Staaten verteilt und über ökologische Korridore miteinander verbunden sind. Entstanden ist ein 444 000 Quadratkilometer großer Megapark mit der Bezeichnung „KAZA“, eine Wortschöpfung aus den Flussnamen Kavango und Sambesi, das zweitgrößte Schutzgebiet der Erde. Es verbindet drei Ziele: Es erhält die Artenvielfalt, schafft Entwicklungschancen für die lokale Bevölkerung und sichert durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit den Frieden in der Region. Im März 2012 feierte KAZA seine Einweihung. Der Park verbindet Naturschutz und nachhaltigen Tourismus, denn sieben Natur- oder Abenteuertouristen sichern einen Arbeitsplatz, mit dem wiederum bis zu 15 Personen ernährt werden können. So nahmen in den Vorträgen und Diskussionsforen nachhaltige Tourismuskonzepte, beispielsweise auch umweltfreundliche Konzepte für Geoparks oder Biodiversity, also den Arten- und Lebensraumschutz, einen breiten Raum ein. Auch die ITB selbst setzte in diesem Jahr ein Zeichen für Nachhaltigkeit im Tourismus und unterstützte ein Klimaschutzprojekt auf der indonesischen Insel Java. Möglich wurde das durch frei werdende Mittel aus dem klimaneutralen Druck der ITB-Kataloge. So können u. a. wichtige Arbeitsplätze auf der Insel geschaffen werden. Indonesien war das diesjährige Partnerland. Dessen Delegation von rund 120 Teilnehmern aus über 20 Regionen stellte ihrerseits weitere ökologische und nachhaltige Projekte vor. Dem zunehmend differenzierten Reiseverhalten in Europa kamen auch neue Angebote für spezielle Zielgruppen entgegen, beispielsweise für Hochzeitsreisende, Schwule und Lesben. Erstmals konnten die Messebesucher in diesem Jahr auf dem Messegelände Reisen auch direkt am Stand buchen.
R. W.