Physik und Spaß – Trendsport Hula-Hoop

Was früher eher auf eine Artistenbühne oder in die Kinderecke gehörte, hat sich zu einem kreativen Fitness Sport entwickelt: Hula-Hoop. Angelehnt an den hawaiianischen Tanz Hula und das englische Wort für Reifen entstand der Begriff Hula-Hoop in den 1950er-Jahren. Doch schon Jahrhunderte zuvor wurde ein großer Ring benutzt, beispielsweise zum Erlernen von Jagdtechniken. Längst hat der Hula-Hoop-Reifen Aufschwung als privates Fitness-Tool erhalten.

Einer, der sich mit Hula-Hoop auskennt, ist der Ungar-Kanadier Balazs Ari. Zusammen mit seiner Partnerin Rachel Catton gehören sie zu den Ersten, die den Sport in Berlin bekannt gemacht haben. Alles fing damit an, dass Ari, der früher Mountainbike-Rennfahrer war, den Reifen seiner Partnerin ausprobierte. „Nach fünf Minuten kam ich ins Schwitzen“, sagt Ari. Er hat weitertrainiert und kam nicht mehr davon los. Für das gemeinsame Hula-Hoop wurde die Wohnung zu klein und so zogen sie mit ihren Reifen in den Mauerpark. Das war 2005. Am Ende des Sommers hatten sie nicht nur eigene Moves entwickelt, sie hatten auch viele Anhänger gewonnen. „Darf ich meinen Reifen wiederhaben?“, war damals der häufigste Satz, den Ari sagen musste. Eine Idee war geboren. Heute betreiben Balasz Ari und Rachel Catton mit „Hooplaberlin“, ihre eigene Schule, die Hula-Hoop-Workshops auf Basis einer eigens entwickelten Methode für jedes Level anbietet. Schon 2010 waren beide auf der Weltausstellung in Shanghai Teil des Programmes des deutschen Pavillons.

„In einem guten Kurs kannst du dich und die Reifen ausprobieren und Anfängerfehler vermeiden“, sagt Ari. Einer der häufigsten Anfängerfehler ist es, mit dem Üben vor einem Spiegel zu beginnen, denn um das Aussehen geht es erst einmal nicht. Es geht darum, etwas über den eigenen Körper zu lernen. Hula-Hoop ist Physik, gepaart mit Spaß. Während des Hoopings macht der Körper 100 bis 150 ununterbrochene, fast berührungslose, rhythmische Bewegungen pro Minute, je nach Geschwindigkeit. Die Bewegungen sind pulsierend und erfordern Gleichgewicht und Gegengewicht. Alle Muskeln des Körpers werden beansprucht. Auch wird von positiven Auswirkungen auf den Geist berichtet. „Die zirkulär fließenden Bewegungen und das unbewusste Multitasking verbessern die Konzentrationsfähigkeit, die Hand-Augen-Koordination, die Reaktionszeit und die mentale Disziplin“, erklärt Ari. Verletzungsgefahren gibt es beim Hula-Hoop aber auch. So kann eine fehlende Erwärmung zu Blockaden führen. Und bei Rückenproblemen sollte zuerst ein Arzt konsultiert werden.

Spaß von Anfang an

„Der Reifen macht, dass du dich bewegst. Du könntest dich auch ohne Reifen kreisend bewegen, aber das macht niemand“, sagt Ari und lacht, der schon rund zehntausend Menschen Hula-Hoop beigebracht hat und selbst Reifen maßanfertigt. „Mit einem 700 Gramm schweren Reifen mit einem Durchmesser von 110 cm ist es am einfachsten zu beginnen“, empfiehlt er. Je nach Stimmung und Fortschritt wird bald ein nächster Reifen angeschafft. Die Auswahl ist riesig. Leuchtend, bunt, reflektierend, mit und ohne Noppen, zusammenroll- und zerlegbar. Aris Tipp: „Kreiere deinen Reifen in Zusammenarbeit mit einem Profi!“

Hula-Hoop geht überall und jederzeit, ob zuhause, im Freien, allein oder in der Gemeinschaft. Und die wächst in Berlin stetig: Es gibt Unterricht in Parks (zum Beispiel im Volkspark Rehberge) und Volkshochschul-Kurse. Die Fitnesstrainerin und Inhaberin der Hula-Hoop Schule Berlin Dunja von K. hat zwei Weltrekorde im gleichzeitigen Schwingen mehrerer Reifen aufgestellt (30 und 70 Ringe). Hula-Hoop ist keine Frage der Figur: „spiral flowetry“ auf Instagram macht es vor. Und auch die Krankenkassen haben den Trend schon längst erkannt und ins Programm aufgenommen. „Eigentlich sollte jeder in seinem Leben ein Mal einen passenden Reifen in der Hand gehabt haben“, sagt Ari. Warum? „Weil du lächeln wirst.“

Barbara Sommerer

 

Information:
www.hooplaberlin.com

 

87 - Winter 2021/22