Seit Ende Juni ist es vollbracht. Mit der Übergabe des letzten Bauabschnitts für den Mauerpark sind die Stadteile Wedding und Prenzlauer Berg nicht nur näher zusammengerückt, sondern um einen schönen Streifen Grün reicher.
Im neuen Teil des Parks ist der Schriftzug aus der Luft zu erkennen. Jeder einzelne Buchstabe wurde auf die Gehwegplatten der Flohmarktfläche geprägt. Er soll zeigen, dass der Mauerpark ein richtiger großer Park mitten in der Stadt ist. Die Stadteile Wedding und Prenzlauer Berg sind mit dem erweiterten neuen Grün und den neu entstandenen Querwegen zusammengerückt, aber der Park bleibt in sich selbst zweigeteilt. Der ältere Bereich, der zum Prenzlauer Berg gelegene Teil, erinnert mit seinem geschundenen und stellenweise nicht mehr vorhandenen Rasenflächen eher an eine typische Berliner Brache als an eine grüne Oase. Denn der ehemalige Mauerstreifen zwischen der Eberswalder Straße und dem Gleimtunnel wurde nach der ersten Umgestaltung und Eröffnung 1994 zu einer beliebten und hochfrequentierten Grünanlage und Begegnungsstätte für Menschen aus aller Welt. Tausende von Besuchern belagern an den Wochenenden mit Kind und Kegel, dem Hund zum Spielen das ganze Areal, um zu musizieren, sonnen zu baden, zu joggen, Bilder zu sprayen, zu grillen u.v.m. und strömen in Scharen zum Flohmarkt.
Durch die Übergabe des letzten Teilabschnittes ist der Park jetzt doppelt so groß und die Weddinger Seite erstrahlt in frischem Grün. Laut offiziellen Angaben erstreckt sich der Mauerpark nun über etwa 14,50 Hektar. Der Umbau des ehemaligen unpassierbaren DDR-Grenzstreifens – 14 Millionen Euro wurden investiert – erfolgte in drei Realisierungsstufen (1994, 2013, 2020) nach Plänen des Hamburger Landschaftsarchitekten Professor Gustav Lange und unter Einbeziehung von interessierten Bürgern. Der verantwortliche Bauherr war die Grün Berlin Stiftung des Landes Berlin. Finanziert wurde das Projekt vom Land Berlin, durch GRW-Mittel, die Allianz Umweltstiftung -sowie teilweise Ausgleichs- und Ersatzmittel der Deutschen Bahn AG.
Die jetzt vollbrachte Zusammenführung von Ost und West hat lange gedauert. Aber angesichts der Angebote für Familien mit Kindern und der neuen lockeren Treffpunktmöglichkeiten scheint das Projekt Mauerpark gelungen zu sein. Ein neuer Spielplatz erstreckt sich wie ein Zirkus-Parcours, für den unterschiedliche Materialien verarbeitet wurden, wie Holz, Metall, Stein. Es gibt lauschige grüne Plätze zwischen wilden Blumen, einen großen Bereich zum Gärtnern, über 200 neue Bäume, einen Wasserplatz wie ein Pharaonengrab, Sitzareale und eine Tischtafel aus Granit, eine Apfelbaumwiese, Fahrradständer am Rande des Parks, zwei Riesenschaukeln und einen Steinkreis als Mittelpunkt und Highlight des neuen Parkgeländes. Außerdem stehen Besucher und Händler am Flohmarkttag bei Regenwetter dank der befestigten neuen Wege nicht mehr im Schlamm. Weniger bedacht wurde die Altersgruppe der 13- bis 17-jährigen, bei der zum Beispiel ein großzügiger Skateplatz gut angekommen wäre.
Ein paar Probleme bleiben ungelöst: Es fehlen gänzlich öffentliche Toiletten, zu viele Menschen frequentieren den Park und es wird sehr viel Alkohol konsumiert. Zum Abend hin macht sich das Gefühl breit, auf einem Festival zu sein – eine neue Partymeile sehr zur Sorge der Polizei und zum Leidwesen vieler Anwohner. Und lange wird auch der neue Rasen nicht mehr grün bleiben.
Barbara Sommerer